Alles rund um Normen und Klassifizierungen!

Wer sich mit Sicherheitstechnik oder der Sicherheit der eigenen vier Wände auseinandersetzt wird über kurz oder lang auf Begriffe wie „EN“ oder „DIN“, oder gar „RC“ stoßen. Damit verbunden auch mit zumeist vierstelligen Nummern. Sind all diese Nummern und Zertifikate eine Garantie für hochwertige Produkte und Sicherheit zu Hause? In diesem Artikel möchten wir Ihnen eine Übersicht über die wohl gängigsten dieser Normen und Zertifikate geben und erklären Ihnen was es damit auf sich hat.

DIN, EN oder ISO?

Jedes europäische Land hat seine eigenen Normen. In Deutschland ist das die DIN-Norm. DIN steht für „Deutsches Institut für Normung“, das die Kriterien für die jeweilige Norm festlegt. Ausgewiesene Experten auf ihren jeweiligen Gebieten entwickeln, ausgehend vom aktuellsten Stand der Technik und unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten, Regeln, die dann idealerweise für alle Produkte und Lösungen gelten.

Allerdings sind Normen grundsätzlich nicht verpflichtend. Das heißt, sie können angewendet werden, müssen es aber nicht. Es sei denn, sie sind vertraglich festgelegt. Das geschieht mittlerweile immer häufiger – und schaden kann die Einhaltung der DIN-Normen auch nicht. Schließlich versprechen sie Verbindlichkeit, Einheitlichkeit und schaffen Vertrauen beim Kunden. Heute gibt es mehr als 24.000 DIN-Normen.

In der EU wird weitgehend eine Vereinheitlichung der nationalen Normen angestrebt. Normen, die auf europäischer Ebene verabschiedet werden, werden mit dem Kürzel EN gekennzeichnet. Dabei erhalten auch nationale Normen, wie eben die DIN-Norm, einen entsprechenden Zusatz. Eine DINEN-Norm bedeutet somit, dass eine ursprünglich deutsche Norm zukünftig auch als europäische Norm gültig ist. Inhaltlich macht das meist keinen Unterschied.

ISO steht für „International Organisation for Standardization“ und beschreibt internationale Normen. Die Organisation wurde im Jahr 1946 gegründet, um Industriestandards aufzustellen und technische Regeln zu vereinfachen und international vergleichbar zu machen. ISO-Normen sind vor allem mechanischer Natur. Auch ISO-Normen können für sich allein stehen oder als ursprünglich europäische oder nationale Norm mit dem ISO-Zusatz geführt werden. Das bedeutet letztendlich nur, dass zum Beispiel eine deutsche DIN-Norm internationalen Anforderungen entspricht. 

DIN, EN und RC/WK?

Die DIN-Normenreihe EN 1627-1630 ist eine Prüfnorm, mit der Bauteile der mechanischen Sicherheitstechnik klassifiziert werden. Besonders wichtig ist hierbei die DIN EN 1627, welche verschiedene Widerstandsklassen (RC, „resistance class“) bezüglich Einbruchhemmung definiert. Neben definierten Täterverhalten (hinsichtlich verwendetem Werkzeug), gibt diese auch eine „Widerstandzeit an“. Die DIN EN 1628-1630 beschreibt dagegen das Prüfverfahren, welches zur Einstufung benutzt wird. Durch diese Norm wird die Vornorm DIN V ENV 1627 abgelöst, die Widerstandsklassen mit dem Kürzel WK definierte. Heutzutage ist das Kürzel WK daher nur noch selten zu finden. Die einzelnen Widerstandsklassen geben an, wie lange ein Produkt dem Einbruchversuch eines bestimmten Tätertyps standhält. Eine höhere Klasse bedeutet besseren Einbruchschutz. Die Polizei empfiehlt Bauteile zu verwenden, die mindestens der Klasse RC2 entsprechen.

Widerstandsklassen nach DIN EN im Überblick!

Im Folgenden zeigen wir Ihnen was genau man unter diesen Widerstandsklassen versteht:

RC1

Nach RC1 klassifizierte Bauteile bieten lediglich leichten Schutz gegen das Ansetzen von Hebelwerkzeugen und weisen eine Widerstandszeit von etwa 3 Minuten auf.

RC2

Hier geht man von einem Gelegenheitstäter aus, der zusätzlich mit einfacherem Werkzeug wie Schraubenziehern, Zangen oder auch Keilen versucht ins Haus zu gelangen. Obwohl die RC2 der vorherigen RC1 überlegen ist, beträgt auch hier die Widerstandzeit etwa 3 Minuten.

RC3

Hier wird der Täter schon hartnäckiger und verwendet zusätzlich zu den zuvor genannten Werkzeugen einen Kuhfuß. Die Widerstandszeit beträgt bei RC3 klassifizierten Bauteilen 5 Minuten.

RC4

Ab RC4 müssen Profis ans Werk! Hier wird bereits zu Säge- und/oder Bohrwerkzeigen gegriffen um dem Schloss beizukommen. Ein korrekt montiertes Bauteil erhöht die Widerstandszeit auf bis zu 10 Minuten.

RC5

Um dem nach RC5 klassifizierten Bauteil die Stirn bieten zu können, müssen schon schwerere Geschütze aufgefahren werden. Hier geht man vom Einsatz von Elektrowerkzeugen wie Bohrmaschinen, Stichsägen oder Winkelschleifern aus. Die Widerstandszeit steigt hier auf bis zu 15 Minuten.

RC6

Hier wird es ernst! Selbst die Elektrowerkzeuge von RC5 kommen hier langsam an ihre Grenzen. Verwendete Materialien und Technologien von nach RC6 klassifizierten Bauteilen erhöhen die Widerstandszeit auf bis zu 20 Minuten. Die RC6 Klassifizierung ist die höchste nach DIN EN und stellt die Königsklasse der mechanischen Sicherheitstechnik dar.

Hinweis: Die angegebene Widerstandsklasse kann nur eingehalten werden, wenn alle verbauten Komponenten dieselbe Widerstandsklasse aufweisen.

DIN 18252

In der DIN 18252 sind die allgemeinen technischen Anforderungen geregelt. Dazu gehören neben Formen und Abmessungen auch Sonderfunktionen von Schließzylindern. In Anlehnung an die EN 1303 definieren sich einige Besonderheiten der DIN 18252 wie folgt

  • Der Zylinder darf höchstens 3mm an der Oberfläche überstehen
  • Profilzylinder und/oder Schlüssel dürfen nur nach Vorlage der Sicherheitskarte geliefert werden
  • Für HS/GHS – Anlagen dürfen keine Rohlinge in den Markt gebracht werden
  • Der Schließplan erfasst alle Positionen einer Schließanlage.

DIN 1303

Die EN 1303 ist der DIN 18252 sehr ähnlich. Zusätzlich werden hier die verschiedenen Widerstandsklassen und Verschlusssicherheitsklassen genau definiert. Somit ist diese Norm eine sehr gute Ergänzung zur DIN 18252.  Der Widerstand, die Verschlusssicherheit sowie Feuerwiderstand und Korrosion wird in einem Klassifikationsschlüssel bewertet. Die DIN 18252 bezieht sich in Teilen auf diesen Bewertungsschlüssel.

Klassifikationsschlüssel nach EN 1303:

Hinweis: Um eine Vergleichbarkeit unterschiedlicher Produkte zu gewährleisten, reicht die Zertifizierung nach EN 1303 alleine nicht aus. Hier ist es wichtig die unterschiedlichen Kategorien zu vergleichen.

Fazit: Bedeuten höhere Widerstandsklassen eine höhere Sicherheit? Hier lautet die Antwort ganz klar: JA. Wichtig ist, dass die Produkte korrekt und fachgerecht verbaut werden. Nur so können sie ihre Klassifizierungen und Norm-gerechten Merkmale einhalten und Ihnen so den bestmöglichen Schutz bieten!